20 Jahre Briefmarathon und seine Erfolge

Der Briefmarathon von Amnesty International jährt sich zum 20. Mal. Pandemiebedingt fanden in diesem Jahr dazu leider wieder keine Präsenzvorstellungen in einzelnen Schulklassen statt. Die teilnehmenden Schulen wurden stattdessen von der Marktheidenfelder Amnesty-Gruppe mit den entsprechenden Unterlagen versorgt.

Jedes Jahr schreiben Hunderttausende Menschen in allen Teilen der Welt Millionen Briefe, um sich für die Wahrung der Menschenrechte einzusetzen. Sie drücken darin ihre Solidarität mit Menschen aus, deren Rechte verletzt werden, oder appellieren an Regierungen, die Menschenrechte zu achten. Im Jahr 2020 wurden weltweit mehr als 4,5 Millionen Briefe verschickt.

Jährlich am 10. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschenrechte, wird den Menschenrechten besondere öffentliche Beachtung geschenkt.

Daher ruft Amnesty International jedes Jahr,  rund um den 10. Dezember im Rahmen des Briefmarathons weltweit dazu auf, für ausgewählte Menschen oder Gruppen, die unmittelbar von Menschenrechtsverletzungen betroffen sind, Briefe und E-Mails zu schreiben.

Anbei zwei Beispiele wie der Briefmarathon letztes Jahr seine Wirkung gezeigt hat: Khaled Drareni ist ein Journalist, der wie viele seiner Landsleute von Freiheit und Gleichheit träumt. Als die Menschen in Algerien im Februar 2019 massenhaft auf die Straße gingen, war er dabei. Khaled sorgte dafür, dass die Welt erfuhr, was in Algerien vor sich ging. In seinen journalistischen Beiträgen berichtete er vor allem über die Proteste der Hirak-Bewegung, die sich für Freiheit und gegen Korruption und Repressionen einsetzt. Wie viele andere junge Menschen, sieht Khaled die Hirak-Bewegung als eine Chance, ein gerechteres Algerien aufzubauen. Als die Bewegung entstand, zählte Khaled zu den ersten unabhängigen Medienschaffenden, die über die wöchentlichen Demonstrationen berichteten und sicherstellten, dass gewaltsame Polizeieinsätze dokumentiert wurden. Er machte sich damit bei den Behörden unbeliebt und wurde immer wieder inhaftiert. Am 27. März 2019 wurde Khaled festgenommen, als er über eine Demonstration berichtete. Man legte ihm „Anstiftung zu einer unbewaffneten Versammlung“ zur Last – obwohl er lediglich seine Arbeit als Journalist gemacht hatte. Am 10. August 2019 wurde er von einem Gericht in Algiers zu drei Jahren Haft verurteilt

Im Jahr 2020 schickten Menschen während des Briefmarathons über 360.000 Briefe, E-Mails und Faxe an die algerische Regierung und forderten darin, das Urteil gegen Khaled Drareni aufzuheben. Die Aufforderung zeigte Wirkung: Nach fast einem Jahr in Haft ist der algerische Journalist Khaled Drareni seit Februar 2021 wieder in Freiheit. „Heute nehme ich meine Arbeit wieder auf. Und ich will euch darüber informieren, dass ich für die Pressefreiheit kämpfe und nie eure unerschütterliche Unterstützung vergessen werde“, twitterte Khaled Drareni am 3. März 2021.

Viele Jahre lang hat sich Nassima al-Sada dafür eingesetzt, dass Frauen in Saudi-Arabien frei leben können. Doch ihr Engagement hat dazu geführt, dass sie ihre eigene Freiheit verloren hat. Sie ist eine von vielen bekannten Aktivistinnen, die gefordert haben, dass Frauen Auto fahren und alltägliche Angelegenheiten ohne Erlaubnis eines männlichen „Vormunds“ regeln dürfen. Die saudi-arabischen Vormundschaftsgesetze schreiben vor, dass Frauen die Erlaubnis eines Mannes benötigen, wenn sie das Haus verlassen oder andere grundlegende Dinge tun wollen. Während diese Gesetze in den vergangenen Monaten etwas gelockert wurden, sitzen die Frauen, die gegen das Vormundschaftssystem gekämpft haben, noch immer im Gefängnis. Nassima wurde wegen ihres friedlichen menschenrechtlichen Engagements im Juli 2018 inhaftiert. Im Gefängnis wurde sie misshandelt.

Während des Briefmarathons sind über 700.000 Briefe, Mails und Faxe bei den saudi-arabischen Behörden eingegangen, in denen sie aufgefordert wurden, Nassima al-Sadah freizulassen. Diese Briefe haben Wirkung gezeigt:

Die Menschenrechtsverteidigerinnen Nassima al-Sadah wurden gemeinsam mit der Menschenrechtsaktivistin Samar Badawi freigelassen. Nassima darf jedoch weiterhin nicht ausreisen.

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Die Marktheidenfelder Amnesty-Gruppe hat noch Briefvorlagen zum aktuellen Briefmarathon zur Verfügung. Sie können gerne kostenlos angefordert werden (marktheidenfeld@amnesty-wuerzburg.de). Interessierte könne aber auch online unterstützen: www. amnesty.de

25. Dezember 2021